Von den ersten Zünften zu großen Werkstätten

Die Tischlerei ist ein altes und angesehenes Gewerbe. Es hat sich im 14. Jahrhundert von der Zimmerei abgespalten und seitdem in Zünften organisiert. Die Tischler waren auch auf Wanderschaft unterwegs und lernten neue Arbeitspraktiken in fremden Regionen und Ländern kennen. Sie stellten zu dieser Zeit Möbel in Rahmenbauweise aus Voll-Holz her. Dem Berufsstand war damals die Fertigung bestimmter Werkstücke vorbehalten, nur Tischler durften Fenster, Türen, Vertäfelungen und Möbel bauen. Sie waren außerdem die einzige Berufsgruppe, die mit Hobel als Werkzeug und Leim als Bindemittel arbeiten durften. Im historischen Zeitverlauf schlossen sich die Handwerker zu immer größeren Werkstätten zusammen.

Bei Betrachtung dieser langen Geschichte zeigt sich, dass sich der Beruf im Zeitverlauf stark weiterentwickelt hat: Die maschinelle Fertigung hielt immer mehr Einzug. Der Tischler wurde vom reinen Holzbearbeiter zum Vermittler zwischen Rohstoff und Design. In den Nachkriegsjahren wurden die Möbel bunter und in der Gestaltung verstärkt mit Lack und Kunststoffen gearbeitet. Die 70er-Jahre waren geprägt von einer Renaissance der Öko-Möbel, wobei das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum stand.

Nicht mehr nur Sessel-Macher, sondern Wohnraum-Designer

Das Handwerk hat sich stark verändert. Heute unterstützt der Tischler seine Kunden von der Planung bis zum fertigen Projekt und hilft bei der gesamten Gestaltung der Wohnumgebung. Er arbeitet nicht mehr nur mit Holz, sondern auch mit anderen Materialien wie Glas oder Kunststoff. Bei seiner Arbeit mit modernster Technik und präzisen Maschinen ist aber auch in der heutigen Zeit viel handwerkliches Geschick gefordert.